
Die E-Commerce Branche im Wandel der Zeit
Die Erwartungen der Konsumenten steigen. Noch vor 10 Jahren war es in Ordnung, einen Shop ausschließlich für Desktop zu optimieren. Wenn dann noch Zeit und Budget da war, hat man noch eine mobile Variante nachgezogen, die häufig eher Mittelmaß war. Wenn überhaupt. Heute sieht es anders aus: Mobile First klingt nun nicht mehr nur in Meetings cool, sondern ist von zentraler strategischer Bedeutung, wenn man im E-Commerce Erfolg haben will.
Wer das bezweifelt, braucht sich nur kurz die Zahlen von bekannten „Online pure Playern“ in Deutschland anzugucken: AboutYou macht mittlerweile >65% seines Umsatzes über mobile, und auch andere Unternehmen wie Zalando oder Lesara können ähnliche Werte aufweisen. Lesara, dessen zentraler USP der Preis ist, sagt z.B., dass viele seiner Kunden schlicht gar keinen Desktop Computer mehr besitzen. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Das mag für viele keine spannende Nachricht sein. Interessanter ist vielleicht die Tatsache, dass das Smartphone ebenfalls bereits Legacy ist. Warum das so ist? Naja, die Schnittstelle Finger trifft auf Touchscreen ist zwar deutlich angenehmer als Maus und Keyboard, aber die Innovation ist noch lange nicht abgeschlossen.
E-Commerce: Was bringt die Zukunft?
Voice ist als Schnittstelle bei der jüngeren Generation bereits Konsens. Und Augmented Reality (AR) wird kommen. Und zwar schneller als die meisten denken. Ich freue mich drauf. Ganz ehrlich, wie spannend wird es bitte, wenn man mit einer Brille oder einer smarten Kontaktlinse kontextsensitive Informationen aus seiner Umgebung angezeigt bekommt und damit interagieren kann? Natürlich über Voice. Oder Gesten. Vielleicht auch beides.
Und wer weiß, was danach kommt? Niemand. Wir leben in einer rasanten Zeit, in der Wissen und Fortschritt exponentiell wachsen. Das merken allerdings nur die wenigsten. Für die meisten fühlt sich der Fortschritt linear an. Das liegt daran, dass wir schlicht zu kurz auf der Welt sind. Wenn man ganz nah an eine exponentielle Kurve ranzoomt, wirkt sie für jemanden, der auf der Kurve sitzt (wir), wie eine Gerade. Schaut man sich die letzten 500 Jahre an, wird man schnell feststellen, dass der Mensch in den letzten 50 Jahren mehr Wissen produziert hat als in den gesamten 450 Jahren davor. Ein klares Zeichen für exponentielles Wachstum.
Alles schön und gut könnte man sagen, aber was bedeutet das jetzt konkret für mein Unternehmen, das im E-Commerce aktiv ist?
Innovate or become irrelevant (sooner or later)
Manche Kollegen formulieren es sogar etwas martialischer und sprechen von Innovate or Die. Als Digitalagentur aus Hamburg sind wir da grundsätzlich etwas gelassener. Aber was ist damit gemeint? Zwei zentrale Punkte:
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- Das Unternehmen muss schnell neue Features und/oder Kanäle ausprobieren.
- Das Unternehmen muss schnell auf Änderungen im Kundenverhalten reagieren.
Es ist von ganz zentraler Bedeutung, schnell zu reagieren und auszuprobieren. Dafür brauche ich allerdings die richtigen Rahmenbedingungen. Dazu gehört unter anderem:
- Eine moderne Infrastruktur
- Agile Entwicklungsprozesse
- Stark automatisierte Deployment Prozesse, z.B. Continuous delivery
- Gute Mitarbeiter mit den entsprechenden Skills
- Eine Kultur im Unternehmen, die es ermöglicht flexibel und autark zu handeln
Das klingt erstmal alles nicht sonderlich schwer und man könnte meinen mit viel Geld und etwas Zeit lassen sich die Punkte rasch umsetzen. Aber unsere Erfahrung hat gezeigt, umso länger es ein Unternehmen existiert umso schwieriger wird es mal eben den Hebel umzulegen. Da fehlen die richtigen Leute, man hat mit einer gewaltigen Legacy Infrastruktur zu kämpfen, die falschen Prozesse, es müssen harte personelle Entscheidungen getroffen werden. Manche Mitarbeiter verlieren Macht oder müssen ganz gehen. Das macht kein Spaß, ist aber notwendig wenn man die nächsten 10 Jahre noch mitspielen möchte.
Survival of the fittest
Was passiert wenn man den Zug verpasst wissen wir. In jüngster Vergangenheit hat es Toys’R’us erwischt. Und jeder erinnert sich noch an Quelle oder Neckermann. Am Ende des Tages wird es nicht jedes Unternehmen schaffen. Aber das ist ganz normal und kein Grund zur Beunruhigung. Unternehmen kommen und gehen, das ist eine normaler Prozess, den es im Übrigen auch in der Natur gibt: Wer sich nicht schnell genug an seine Umgebung anpasst wird sterben. Das hat uns schon Charles Darwin bzw. Herbert Spencer gelehrt. Dieses Prinzip ist zwar nicht sonderlich romantisch hat uns aber durchaus weit gebracht. Es gilt aber eben auch für Unternehmen, die am Markt teilnehmen.
Daher sehen wir es als eine unserer zentralen Aufgabe als Digitalagentur, Unternehmen zu helfen und durch unsere Beratungs-Dienstleistungen letztlich die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen länger am Markt zu bleiben – denn sterben müssen wir irgendwann alle…
Auswirkungen auf den E-Commerce Bereich
Was heißt das nun für den E-Commerce Bereich? Die Anforderungen werden durch den rasanten technologischen Fortschritt immer vielseitiger und komplexer. Es gibt mehr Kanäle (Desktop, mobile, App, Voice, Chatbot, Auto, Flugzeug, Bahn) die man bespielen kann, um seine Kunden zu erreichen. Desktop ist jetzt schon nur noch ein Kanal unter vielen und seine Relevanz nimmt stetig ab.
Schon bald wird von jedem ambitionierten E-Commerce Player erwartet, dass er den Voice Kanal professionell bespielt. Und Chatbots schauen auch schon seit längerem um die Ecke. Auch Blockchain Technologie könnte über kurz oder lang den E-Commerce revolutionieren. Alles Technologien die erstmal nicht so viel miteinander zu tun haben. Ein Entwickler, der einen Chatbot schreiben kann, ist mit aller Wahrscheinlichkeit nach kein Experte für native Apps in iOS. Dementsprechend steigen die Anforderungen an das Unternehmen, die verschiedenen Kanäle erfolgreich zu managen. Die heterogenen Technologien tragen ihren Teil dazu bei. Alles nicht so einfach – aber zum Glück gibt es ja noch gescheite Digitalagenturen wie P&M. Wir freuen uns über jeden neuen Kontakt der sich mit dem Thema E-Commerce beschäftigt oder unsere Hilfe in diesem Dschungel von Technologien und Prozessen braucht.
Oder informieren Sie sich hier in unserem Blog über Spryker Commerce OS, ein Shopsystem dass viele Neuerungen im E-Commerce als programmatische Herausforderung annimmt. Eine Alternative dazu ist die neueste Version aus dem Hause Shopware: Shopware 6.
Über den Autor
Mathias Leonhardt