4. August 2020

Keyword Kannibalismus: Identifizieren, Auflösen, Verhindern

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Sie fragen sich warum bestimmte Seiten oder Keywords nicht so ranken, wie andere es bereits tun? Vielleicht liegt dann Keyword-Kannibalisierung vor.

Was ist Keyword Kannibalismus?

Keyword Kannibalismus hat nichts im wortwörtlichen Sinne mit Kannibalismus zu tun. Denn hier werden nicht wirklich Keywords verspeist, doch ein Keyword versucht, das “einzige” Keyword einer Domain zu einem Thema bei Google zu sein. Es verdrängt also andere Seiten derselben Domain, die für das gleiche Keyword ranken. Oftmals spricht man auch von einem “Relevanzproblem” oder “interner Konkurrenz”.

Viele Fälle von Keyword Kannibalismus treten bei Seiten auf, die nicht suchmaschinenoptimiert sind. Noch häufiger trifft man das Problem jedoch bei Webprojekten, die mit großen Ambitionen aber wenig Weitsicht optimiert wurden. Man spricht hier von “SEO Überoptimierung”.

Warum ist Keyword Kannibalisierung problematisch?

Die negativen Folgen, wenn Keyword Kannibalisierung vorliegt, können einzeln oder in Kombination auftreten:

Niedrigere Rankings als möglich

Dadurch, dass der Wettbewerb um Rankings Domain-intern ausgetragen wird und nicht mit den eigentlichen Konkurrenten, werden unterm Strich weit niedrigere Positionen erreicht, als eigentlich möglich wäre.

Verringerte Sichtbarkeit

Die Sichtbarkeit, also die Reichweite und das Potenzial für Besucher Traffic, ist durch niedrigere Positionen und in den Suchergebnissen wechselnde URLs deutlich verringert. Das Potenzial schwankt dabei, je nachdem welche URL mit welchem Inhalt gerade höher rankt.

Niedrige Autorität und Relevanz

Suchmaschinen können sich nicht final entscheiden kann, welche URL für das Thema und Keyword die höchste Relevanz und Keyword Autorität besitzt. Deshalb werden diese beiden Werte auf alle intern konkurrierenden URLs verteilt. Mehrere Seiten mit mittlerer Autorität und Relevanz sind allerdings weit weniger effektiv, als eine Seite mit großer Autorität und Relevanz.

Verringerte und geteilte Conversion Rate

Last but not least und insbesondere bei Online Shops spür- und messbar: der Verlust von Conversion Rate. jedoch findet der User die jeweils “falsch” rankende URL weniger ansprechend zu seiner Suchintention, womit die Conversion Rate weit unter den erreichbaren Prozenten liegen bleibt. Sie erhalten also verunreinigte Daten, die nicht die eigentlich mögliche Conversion Rate wiederspiegeln. Außerdem nimmt die Zahl der Conversions insgesamt ab.

Wie erkenne ich Keyword Kannibalismus?

Der schnellste Weg ist eine Site-Abfrage bei Google mit einem Keyword, dass man in Verdacht hat. Treten hier mehrere Seiten in der Suchabfrage auf, ist das ein erstes Indiz. Bei sehr allgemeinen Begriffen, die mit dem Geschäftsmodell der Website zu tun haben, ist es allerdings normal, dass mehrere URLs in der Site-Abfrage auftauchen.

Wirklich alle konkreten Fälle quantitativ zu erfassen geht nur mit der passenden Software. Mittels der Google Search Console können Sie Keyword Rankings nach Seiten gegliedert betrachtet. Finden sich hier mehrere Ergebnisse mit entsprechenden Rankings und Impressions, ist das oft ein Hinweis auf aktiven Keywordkannibalismus.

Mit Hilfe von Google Analytics können Sie nach Einstiegen mit einem bestimmten Keyword und Landingpage Bezug filtern. Auch so lassen sich Kannibalisierungen identifizieren.

Kostenpflichtige Tools wie Sistrix, Searchmetrics oder Xovi sind ebenfalls in der Lage, Keyword Kannibalismus auf die Spur zu kommen. Dies sogar verlässlich und kontinuierlich in einem Monitoring über die Zeit hinweg, sodass Sie nicht lange suchen müssen, sondern schnell Einblick in die interne Konkurrenz erhalten.

Welche Formen von Keyword Kannibalismus gibt es?

Es gibt verschiedene Ausprägungen von Keyword Kannibalismus. Wir zeigen anhand von welchen Symptomen, wie Sie die drei klassischen Fälle von Keyword Kannibalismus erkennen.

  • Zwei oder mehr URLs ranken abwechselnd für ein Keyword
  • Zwei oder mehr URLs ranken gleichzeitig für ein Keyword
  • Anstelle des gewünschten Inhalts, rankt der falsche Inhalt – beispielsweise rankt statt einer Leistungsseite ein Blogbeitrag, Bild oder PDF Dokument

Je nachdem welche Symptome auftreten, ändert sich die Herangehensweise um die Probleme zu beheben.

Warum entsteht Keyword Kannibalismus?

Es gibt einen weit verbreiteten SEO Irrglauben, der folgendes besagt:

Je mehr Seiten einer Domain auf ein Keyword ausgerichtet sind, desto besser das Ranking einzelner URLs für dieses Schlüsselwort. Denn je mehr Seiten, die auf dieses Thema oder Nische zielen, desto wahrscheinlicher ist es doch, dass Google diese Keywords aufgreift und Ihre SERP-Rankings erhöht.

Leider stimmt dies nicht! Es ist zwar richtig, dass Keywords extrem wichtig für die Relevanzbestimmung und Positionszuordnung bei Google sind. Jedoch bieten Sie in so einem Fall Google mehrere oder sogar sehr viele Optionen (Seiten) an, die für ein bestimmtes Keyword ranken könnten. Google muss also erst entscheiden (bzw. testen), welche der vielen verschiedenen URLs der Seite die relevanteste ist.

Erst wenn diese Daten gesammelt wurden, setzt Google die Seite in Konkurrenz zu den eigentlichen Wettbewerbern. Im Ergebnis verschwenden Sie also wertvolle Ressourcen damit, eigene Seiten im Ranking gegeneinander antreten zu lassen, statt eine eigene Seite gegen die Wettbewerber antreten zu lassen. Und für das Ranking einer einzelnen Seite ist es Google am Ende relativ egal, welche anderen URLs derselben Domain noch für das Thema zur Verfügung stehen.

Oftmals sorgt eine SEO Unter- oder Überoptimierung für entsprechend falsche User-Signale, die Google die Relevanzbestimmung noch zusätzlich erschweren. Gerade in Fällen, wenn zwei oder mehr URLs abwechselnd für ein Keyword ranken, kann sich Google oft aufgrund des uneindeutigen Verhaltens der Seitenbesucher nicht final für eine URL entscheiden.

Wie behebe ich Keyword Kannibalismus?

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt! Sobald Sie wissen, wie Sie Keyword Kannibalismus erkennen und bei Ihrer eigenen Domain Fälle entdeckt haben, ist die Zeit zum Handeln gekommen. Denn je schneller Sie die interne Konkurrenz beseitigen, um so geringer der Schaden.

Die Herangehensweise sollte dabei zunächst darauf abzielen, die Haupt-URL so weit zu stärken, dass Suchmaschinen die größte Relevanz klar erkennen. Nur in Ausnahmefällen sollten als Ultima Ratio konkurrierende URLs gezielt geschwächt werden, um die Relevanz der Haupt-URL indirekt zu stärken.

Content verdichten

Schaffen Sie noch mehr Content mit Mehrwert für Nutzer auf derjenigen URL, die zu einem Thema ranken soll. Damit legen Sie mehr Relevanz auf die Seite. Orientieren Sie sich an den Top 10 Suchergebnissen der wirklichen Wettbewerber und versuchen Sie, diese zu übertreffen – inhaltlich ebenso, wie von der Länge.

Interne Verlinkung und Ankertexte anpassen

Auch die Ankertexte der internen Links auf Ihrer Homepage übertragen Relevanz für Google. Passen Sie das Wording der internen Verlinkung auf die Seite, welche ranken soll, so an, dass möglichst im Linktext ein Keywordbezug hergestellt wird. Falls es wenig interne Links gibt, erstellen Sie neue.

Ausrichtung der Keywords anpassen

Wenn Sie Ihren Content umfassend überarbeiten, können Sie folgende Strategie verwende: Die stärkste URL orientiert sich auf ein Shorthead Keyword und die schwächeren URLs auf Longtail Keywords. Wenn Sie diese Optimierungsstrategie anwenden, stärken Sie Ihr gesamtes Portfolio und vermeiden zielgerichtet Keyword Kannibalismus. Diese Strategie ist allerdings schwer mit einem holistischen Ansatz zu vereinbaren, bei dem die Haupt-URL das Thema bereits umfassend behandelt.

Backlinks

Erzeugen Sie Backlinks mit Keywordbezug im Ankertext und Relevanz-Fokussierung auf die Haupt-URL. Wie bei den internen Linktexten, unterstützen auch die externen Linktexte Google in der Relevanzbestimmung.

Ausnahmefall 1: NoIndex

Wenn es gar nicht anders lösbar ist – beispielsweise bei speziellen Landingpages die intern nicht verlinkt sind und nur für beispielsweise SEA Anzeigen dienlich sind – tragen Sie die NoIndex Angabe im Quellcode der Seite ein, die nicht ranken soll. Achten Sie darauf, diese Seite intern nicht zu verlinken!

Ausnahmefall 2: Sekundäre URLs opfern

Wenn Sie sich für eine URL entschieden haben und die konkurrierenden Seiten zugunsten dieser Seite komplett opfern wollen, können Sie dies tun. Dafür richten Sie einfach eine 301 Weiterleitung ein, die von den zu opfernden Seiten auf die Haupt-URL verlinken. Sie sollten allerdings sicherstellen, dass wirklich alle Inhalte von den geopferten Seiten auf der Haupt-URL zu finden sind.

Diese Maßnahme sollte in jedem Fall das letzte Mittel sein, da Sie so auf eine bereits erstellte Seite verzichten – das betrifft sowohl die Suchmaschine, als auch Ihre User. Bedenken Sie außerdem, dass die geopferten URLs früher oder später als “Soft 404” aus dem Google Index verschwinden werden. Die Weiterleitung selbst wird also nur für eine Übergangszeit User weiterleiten. Danach muss die Haupt-URL alleine ranken und User generieren.

Wie kann ich Keyword Kannibalismus von Anfang an vermeiden?

Sie möchten Keyword Kannibalismus beim Erstellen von neuen Projekten, Seiten oder Texten bereits im Vorwege vermeiden? Mit drei einfachen Schritten ist das möglich:

  1. Führen Sie eine Themen- und Keywordrecherche für Potenziale durch, um Überschneidungen zu vermeiden und gleichen Sie die Ergebnisse mit den bestehenden Keywordrankings Ihrer Domain ab.
  2. Teilen Sie Themen auf verschiedene URLs auf, die strikt nach Generalthemen (Shorthead Keywords) und Spezialthemen (Longtail Keywords) getrennt sind, um so verschiedene Foki zu setzen und klare Trennungen herbeizuführen.
  3. Setzen Sie ein kontinuierliches Monitoring ein. Mit Hilfe von stetigem Aufzeichnen und Abgleichen von Keywords, Positionen und rankenden URLs erkennen Sie Lücken und gefährliche Überschneidungen rechtzeitig.

Für Laien ist es oft schwierig, entstandene Kannibalisierungen zu beheben. Deutlich einfacher ist es, von Anfang an planvoll vorzugehen und Keywords klar auf unterschiedliche URLs zu verteilen. Dabei kann auch ein holistischer Ansatz beim Thema Content helfen, der zu weniger aber dafür umfangreicheren URLs führt.

Sie haben Ranking Probleme und vermuten Keyword Kannibalismus?

Dann rufen Sie uns direkt an unter 040 – 36 19 61 02 oder schreiben Sie uns eine Nachricht. Wir helfen Ihnen gerne dabei, Ihre URL Rankings wieder auf Spur zu bringen!

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