
Alternative Suchmaschinen: Jenseits von Google
Unter den Suchmaschinen ist Google weltweit die Nummer 1. In manchen Ländern ist der Markt noch recht umkämpft (z.B. USA, Russland, China), doch in Europa und insbesondere Deutschland sind die Marktanteile der amerikanischen Suchmaschine überwältigend.
Doch es mehrt sich auch die Kritik – und zwar aus ganz unterschiedlichen Lagern. Vielen ist die nahezu monopolistische Marktmacht des Tech-Konzerns nicht geheuer, andere kritisieren Google als hemmungslose Datenkrake und wieder andere wünschen sich ein Internet mit weniger Personalisierung, weniger “Tunnelblick” durch individualisierte Suchergebnisse und Ads.
Gleichzeitig wächst die Zahl der Alternativen: Ecosia, Bing, MetaGer, DuckDuckGo, StartPage, Qwant und Yahoo gehören zu den bekanntesten oder zumindest meistdiskutierten Namen. Doch wie unterscheiden sich diese Google Alternativen eigentlich? Und liefern sie überhaupt gute Ergebnisse? Und last but not least, weil das unser Lieblingsthema ist: Was bedeutet das eigentlich aus Sicht von SEO und SEA?
Marktanteile von Suchmaschinen in Deutschland
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahlen um herauszufinden, ob sich wirklich etwas ändert. Wenn wir uns die Gesamtzahlen ansehen ist Google nach wie vor unangefochten auf Platz 1: Über 92% Marktanteil nach aktuellsten Messungen. Dahinter folgt Bing auf Platz 2 mit knapp unter 5%, danach Ecosia, DuckDuckGo und Yahoo mit jeweils weniger als 1%. Alle anderen Suchmaschinen teilen sich die übrigen Promille (Quelle: Statcounter.com).
Viel interessanter werden die Zahlen aber, wenn wir nach Desktop und mobiler Nutzung unterscheiden und die Werte im zeitlichen Verlauf betrachten. Also los!
Marktanteile von Suchmaschinen in Deutschland mobil (2013 bis 2021)
Mobil ist die Dominanz von Google noch deutlich ausgeprägter. Daran ändert sich auch seit Jahren nichts. In dieser Grafik zeigen wir den Marktanteil von Suchmaschinen in Deutschland auf Smartphone und Tablet. Es ist deutlich zu sehen, dass sogar Bing hier auf weniger als 1% Marktanteil kommt und Google mit über 97% den Markt schlichtweg dominiert (Quelle: Statcounter.com).

Ein wichtiger Grund dafür ist sicherlich die Tatsache, dass Googles eigener Browser Chrome den mobilen Markt dominiert. Nicht zuletzt durch das hauseigene Betriebssystem Android. Apple hat zwar mit Safari einen eigenen mobilen Browser, doch keine eigene Suchmaschine. Und offenbar wird auch auf iPhones am liebsten mit Google gesucht.
Bing hingegen bezieht viele Nutzer hingegen durch den Microsoft Windows Standard-Browser “Edge”. Der wird allerdings mobil kaum genutzt, denn Smartphones von Microsoft sind schon lange Schnee von gestern.
Marktanteile von Suchmaschinen in Deutschland auf Desktop (2013 bis 2021)
Ganz anders stellt sich die Situation bei Desktop-Nutzern dar. Hier ist die Dominanz von Google weniger ausgeprägt und es lässt sich ein Abwärtstrend erkennen. Bing liegt hier bei über 10% und Google knapp unter 85%. Ecosia, DuckDuckGo, Yahoo und die Anderen liegen jeweils bei knapp über 1% (Quelle: Statcounter.com).

Bei den Desktop-Nutzern kann Bing sicherlich auch durch Windows und den vorinstallierten Browser Edge (früher: Internet Explorer) mit Bing als Standardsuchmaschine Boden gut machen. Der Anfang 2020 eingeführte Microsoft Browser “Chromium Edge” trägt sicherlich seinen Teil dazu bei. Denn der “alte” Edge und insbesondere der parallel weiterlaufende Internet Explorer waren technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das hat sich mit dem neuen Edge geändert. Der Trend geht jedenfalls seit knapp 2 Jahren fast ungebrochen in die gleiche Richtung: Nutzer scheinen langsam von Google zu Bing zu wechseln. Über mögliche weitere Gründe für diesen Trend können wir an dieser Stelle leider nur spekulieren.
Dass auch die anderen Suchmaschinen hier weiter vorne landen, liegt vielleicht daran, dass auf Laptop und PC etwas bewusster gesurft wird. Zumindest ist die Vielfalt auch bei den Browsern deutlich größer. Mit Firefox, Safari und Opera sind auf dem deutschen Desktop-Markt auch Browser relevant, die nicht zu einem großen Konzern mit eigener Suchmaschine gehören. Diese Browser haben also keinen Grund, den Nutzern eine bestimmte Suchmaschine ans Herz zu legen.
Was auch immer die Gründe sein mögen: Unter Desktop-Nutzern verliert Google langsam an Boden. Zuwächse gibt es vor allem bei Bing, aber auch bei anderen Suchmaschinen. Grund genug sich diese Google Alternativen genauer anzusehen!
Googles größter Konkurrent: Bing

In Deutschland und weltweit landet Bing auf Platz 2 der Suchmaschinen. Bing gehört zu Microsoft. Bing ist deshalb der Standardbrowser von Windows bzw. von Microsoft Edge und von Cortana, dem Sprachassistenten von Microsoft. Die Suchmaschine liefert sehr gute Ergebnisse, es gibt kaum bekannte Schwachstellen.
Bing läuft auf amerikanischen Servern und auch sonst ist vieles ähnlich wie bei Google. Es gibt also keine nennenswerten Vorteile beim Datenschutz oder bei der Nachhaltigkeit. Denn auch Microsoft hat es auf Ihre Daten abgesehen und auch Microsoft platziert unterschiedlichste Anzeigen in den Suchergebnissen. In der Regel sogar genau die gleichen Anzeigen wie bei Google, denn Bing macht den Import ganzer Google Ads-Konten sehr einfach.
Sie haben allerdings die Möglichkeit, über “Spenden mit Bing” (Microsoft Rewards) bei jeder Suche Punkte zu sammeln, die dann in Form von Geldspenden an gemeinnützige Organisationen Ihrer Wahl gehen. Dafür kooperiert Bing mit dem Spendenmanager Benevity und greift auf deren große Auswahl an Spenden würdigen NGOs zurück.
Die grüne Suchmaschine: Ecosia

Im weltweiten Vergleich spielt Ecosia kaum eine Rolle, doch in Deutschland landet die Suchmaschine aus Berlin auf einem stolzen dritten Platz. Ecosia ist in Deutschland überwiegend als “die Suchmaschine, die Bäume pflanzt” bekannt. Dahinter steckt ein einfaches Ausgleichsmodell: Die Umsätze, die Ecosia erwirtschaftet, finanzieren neben den eigenen Kosten auch Baumpflanz-Kampagnen in Afrika, Südamerika und Teilen Asiens. Einen Ticker mit den aktuell bereits finanzierten Bäumen und weiteren Informationen gibt es direkt auf der Startseite von Ecosia.
Für die Suchergebnisse nutzt Ecosia ganz einfach Bing. Einen eigenen Web-Crawler betreibt Ecosia also nicht. Die Qualität der Suchergebnisse ist dadurch hoch – doch die Suchanfrage und die IP des Nutzers werden eben auch bei jeder Anfrage an Bing weitergegeben. Beim Thema Datenschutz unterscheidet sich Ecosia deshalb kaum vom Kooperationspartner. Aber Ecosia ist eben nachhaltiger – und betreibt die eigenen Server zum Beispiel mit 100% Ökostrom.
Die größte datensichere Suchmaschine: DuckDuckGo

Datensicherheit und die USA passen nicht zusammen? Scheinbar doch. Zumindest werden bei der amerikanischen Suchmaschine DuckDuckGo keine Daten von den Nutzern ausgewertet oder gespeichert. Suchergebnisse bezieht DuckDuckGo von einem eigenen Web-Crawler und reichert diese mit zusätzlichen Ergebnissen anderer Suchmaschinen an, vor allem Bing. Jedoch, anders als Ecosia, ohne Ihre IP weiterzugeben.
Werbung gibt es in den Suchergebnissen auch, aber ohne jegliche Personalisierung. Damit beweist DuckDuckGo, dass die Datensammelwut von Google und Co. eben nicht alternativlos ist. Allerdings weisen wir darauf hin, dass DuckDuckGo sich zum Teil über Affiliate Links finanziert. Die Suchmaschinen verdient also mit, wenn Sie bestimmte Verkäufe vermittelt.
DuckDuckGo bietet neben der Suchmaschine auch eine App für die mobile Nutzung und ein Browser-Addon an. Damit sind Sie nicht nur bei der Suche geschützt, sondern auch beim Surfen darüber hinaus.
Aus Sicht eines EU-Bürgers bleibt ein Haken: Die Server von DuckDuckGo stehen in den USA und sind damit nicht vor den Zugriffen amerikanischer Geheimdienste sicher oder durch Gesetze wie die DSGVO geschützt.
Weitere datensichere Suchmaschinen: Qwant, MetaGer, Startpage
DuckDuckGo ist die erfolgreichste datensichere Suchmaschine – doch sie lässt durchaus noch Wünsche offen. In diese Lücke drängen zahlreiche weniger bekannte Suchmaschinen aus Europa. Drei davon stellen wir Ihnen vor: Qwant, MetaGer und Startpage. Keine der drei Suchmaschinen verfügt aktuell über nennenswerte Marktanteile in Deutschland.
Qwant

Qwant ist eine französische Suchmaschine, die auch auf Deutsch angeboten wird. Sie bietet eigene Suchergebnisse, die mit Ergebnissen von Bing angereichert werden. Aber alles ohne Weitergabe Ihrer persönlichen Daten. So entstehen insgesamt sehr gute Suchergebnisse.
MetaGer

MetaGer ist eine deutsche Meta-Suchmaschine, wie der Name schon vermuten lässt. Es werden also keine eigenen Suchergebnisse angeboten, sondern die Ergebnisse anderer Suchmaschinen kombiniert und wiedergegeben. Hinter MetaGer steht ein gemeinnütziger Verein, also kein gewinnorientiertes Unternehmen. Die Suchmaschine schützt übrigens nicht nur Ihre Daten, sondern verwendet dabei zu 100% Ökostrom.
Startpage

Startpage nennt sich die “diskreteste Suchmaschine der Welt”. Die Suchmaschine aus den Niederlanden geht dabei einen besonderen Weg: Startpage nutzt zu 100% die organischen Suchergebnisse von Google. Aber ohne jegliche Logs, Tracking oder Personalisierung. Wie das geht? Laut eigener Aussage liefert Startpage an Google statt den Daten der Kunden einfach Geld. Startpage bezahlt also für ein datensicheres Google.
Die Finanzierung erfolgt stattdessen über nicht-personalisierte Werbung. Diese wird übrigens über Google AdSense ausgespielt – was jetzt erst einmal widersprüchlich wirkt. Startpage gibt allerdings nicht die IP der Nutzer an Google AdSense weiter.
Das Urgestein unter den Suchmaschinen: Yahoo

Yahoo ist die weltweit drittgrößte Suchmaschine und in Deutschland immerhin auf Platz 5. Was Yahoo zum Urgestein macht ist aber vor allem das Alter: Yahoo ist nämlich sogar ein paar Jahre älter als Google. Die Suchergebnisse stammen mittlerweile von Bing.
Hat Yahoo sonst irgendetwas Besonderes zu bieten? Kurz gesagt: Nein. Kein besonderer Datenschutz, kein Bemühen um Nachhaltigkeit und die Suchergebnisse können Sie auch einfach direkt bei Bing abrufen. Yahoo ist also eine andere Suchmaschine als Google – eine interessante Alternative aber eher nicht.
Suchmaschine als Nebenprodukt: t-online, Web.de, GMX

Platz 6 und 7 der meistgenutzten Suchmaschinen in Deutschland nehmen Portale ein, die wir hier zusammenfassen, weil sie sich sehr ähnlich sind: t-online.de, WEB.de/GMX.

Ähnlich wie bei Yahoo.com finden Sie auch auf t-online.de, web.de und gmx.de extrem viel Werbung und viele News mit zweifelhaftem Nachrichtenwert. Die Suchmaschine ist hier also lediglich ein Nebenprodukt. Das merkt man den Suchergebnissen leider an.

Auch in Sachen Datenschutz, sozialem Engagement oder Nachhaltigkeit gibt es zu diesen Portalen als Suchmaschinen nichts außergewöhnliches zu sagen. Außer vielleicht dass es sich um deutsche Firmen handeln, die sich natürlich an die DSGVO halten müssen.
SEM auf alternativen Suchmaschinen
Als erfahrene Online Marketer interessiert uns natürlich auch die Frage: Was bedeutet diese große Vielfalt an Suchmaschinen für SEO und SEA? Zunächst einmal gibt es zwar viele Suchmaschinen, aber nicht ebenso viele Web-Crawler. Viele Suchmaschinen nutzen einfach die Ergebnisse anderer Suchmaschinen (meist Google oder Bing) oder kombinieren deren Suchergebnisse. Und SEO für Bing funktioniert bekanntermaßen fast genauso wie für Google.
Ähnlich beim Thema SEA: In der Regel stützen sich alternative Suchmaschinen auch auf Google Ads, Google Adsense oder Bing Ads – wenn sie überhaupt Ads nutzen.
Gibt es gar keine Besonderheiten? Doch, zum Beispiel der Umfang der Snippet-Texte für organische Suchergebnisse und Ads auf den einzelnen Suchmaschinen. Sie variieren von Suchmaschine zu Suchmaschine. Und ein paar andere Dinge auch. Allerdings sind die Unterschiede nicht groß und der Nutzen einer Optimierung für spezielle Suchmaschinen sehr klein. Unser Fazit: Lohnt sich nicht.
Wer sich allerdings noch nicht mit den Bing Webmaster Tools (Gegenstück zur Google Search Console) und Bing Ads (analog zu Google Ads) auseinandergesetzt hat, sollte das schleunigst nachholen.
Fazit: Vielfalt belebt den Wettbewerb
Suchmaschine = Google. Das gilt in Deutschland für die meisten Nutzer seit vielen Jahren. Doch Themen wie Datenschutz und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger. Und genau da ist Google angreifbar. Das haben viele Unternehmen und auch Vereine erkannt und interessante Suchmaschinen auf den Weg gebracht.
Ob die alternativen Suchmaschinen am Ende wirklich gegen Google bestehen können, entscheiden die Nutzer mit ihrem Verhalten. Vielleicht reichen aber schon kleinere Erfolge aus, um die großen amerikanischen Konzerne zum Nachbessern in manchen Bereichen zu zwingen. Etwas mehr Wettbewerb würde dem Markt jedenfalls nicht schaden.
Wenn Sie jetzt auf der Suche nach einer Google Alternative sind, konnten wir Ihnen mit dieser Übersicht hoffentlich helfen. Wir haben Ihnen die Top 7 der Suchmaschinen in Deutschland vorgestellt und diese Liste um einige besonders interessante Suchmaschinen ergänzt. Sie finden hier also die 10 wichtigsten und besten alternativen Suchmaschinen in Deutschland 2021.
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